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Der Dreschflegel - Aufs​ä​ssige Volkslieder aus Österreich

by Martin Auer, Reinhardt Honold, Rudi Tinsobin

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1.
Es ist nun Jedermann bekannt: Das Ländlein Ob der Enns gennant, Das ward gar hart bezwungen; Setzt ihn´n München München und Pfaffen ein, Und sollten gut katholisch sein, Ja, beides Alt und Jungen Zwingt man zu dieser Religion. Wie man allhie thut sagen, In der Stadt Ulm – merket nun! - Die Schiffsleut es fürtragen Den ganzen wahrhaftigen Grund, So hie im Druck ausgangn ist, Darvon ich singen will jetzund. Als nun das Volk in d´Kirchen gieng, Zu predigen der Pfaff anfieng Und sprach mit Worten eben: „Ihr Bauren, merket, jung und alt! Wollt ihr euch nicht bekehren bald, Zu diesem Glauben b´geben: Man wird Ihr Viel mit großer Pein Die Augen hie ausstechen. Ja wer nicht will katholisch sein, An den wird man sich rächen, Die Nas und Ohren schneiden ab. Damit man kenn der Ketzer Schaar Und einen Scheuen an ihn´n hab. Weiter so wird man Mann und Weib Das Herz auch reißen aus dem Leib Und um das Maul herschlagen; Wer glauben thut an ´s Luthers Lehr, In vielen Landen weit und ferr Wird man sie also plagen“. Darum die Bauren mit Gewalt Den Pfaffen überfallen, Zu Tod ihn haben gschlagen bald Mit großer Macht und Prallen. Darnach die Bauren all zugleich Zusammen haben geschworen bald, Daß keiner von dem andern weich, Darauf Fürtigen g´nummen ein Und Bäurbach auch darneben. Zweihundert Landsknecht darin sein; Die mußten sich ergeben. Doch haben sie anzündt und verbrannt Das Städtlein in eim Augenblick. Die Bauren aber mit Verstand. Zu Linz nun die Statthalter Bald Soliches erfahren hett. Deswegen sich aufmachen thet Als ein strenger Verwalter, Nämlich mit tausend Mann Zu Roß und Fuß thet kommen. Die Bauren thet er greifen an; Die Bauren aber listiglich Am ersten sich verborgen hon: Darnach der ganze Hauf herschlich Und machten dem Statthalter bang. Zubleiben kunnt er nimma lang, Ist auf das dritt Pferd kommen Und endlich gar gerissen aus, Sein Volk gelassen in dem Strauß: Die Bauren ihn´n nachschleichen, Darauf Aschau genommen ein, Thun aber Niemand sonst kein Leid. Schiffsleut von Ulm auch da sein. Die zehrten eben zu Mittag Und preisten Gott mit wahrer Sag; Schön Psalmen theten sie singen. Sobald die Bauren das verstohn, Groß Freud sie ab den Leuten hon Und sprachen zu den Dingen: „Wann man in unser Land und Stadt Uns bei der Lehr ließ bleibn, So würden wir von Hunger satt; Kein Noth sollt uns vertreiben. Diesweil es aber nicht sein kann“ - Sie kommen um all Hab und Gut - „So wagen wir das Leben dran“.
2.
Mei Haus steht auf sechs oda siebm Spreizen Drei oda viere solltens nur sein I trau mi fast neama laut schneizn I fircht mi, der Dachstuhl bricht ein Die Stubentür is voller Luckn Tisch und Bänk tan schon zsammruckn Und wia´r i zan Fenster geh für Da siach i statt da Scheibm a Papier Zwa Wogn stehn unter der Hütten Hat lei kana a guates Rod Mit Strickn da muaß i´s zsammbinden Ja wann i an Ausfahrer hab Jetzt geh i meine Ochs einspanna Da fallt mir das Glumpert vanand Znachst wia´r i in d Robot bin gfahrn Hab i in Wogn miassn am Buckel hamtragn I muaß immer Frondienst a mochn Und hob do ka bisserl davon I wollt ja ma hängats bam Krogn Die wos damit angfanga hobm. Der Pforra weist uns zur Geduld Er sogt unsere Sindn san schuld Er siacht, daß er sein Zehnten wohl hab Das Wetter mag schlagn auf oder ab Jetzt gehen ma halt Strohhiata flechten Das is a weng besser wia´s fechtn Da nehm ma unser gwisses Göld ein Und braucha koa Baur mehr sein.
3.
Mag i koa Baur neama bleibm, Wird ma des Sachn scho z´viel. Koa Geld kann i neama auftreiben Kann scho bald tuan was i will. Ja alles vom Baurn tuat lebn Niemand will ihm mehr was gebm Oft manchem Bauern sei Bua Muaß binden mit Weiden die Schuah. Es is ja mei Treu koa Wunder Daß´s jetzt en Bauern schlecht geht. Ah ja, ma hudelts jetzt unter Und des is mei Treu net recht. D´Obrigkeit laßt ja nix hinten Tuat ja en Bauern recht schinden, Ja um an Großschen, zwa, drei A da laßt man´s einsperrn glei! I waß ja, wie mir´s znachts is gangen Wia i mein Hauszins han bracht. Sein mir drei Groschn a´gangen Pfui, hat mi der Pfleger ausgmacht! Drauf hat mi der Diener glei müssen Fest binden an Händen und Füßen Drasif heft´ mich das Rindvieh gar an Als wann i an Diebstahl hätt ´tan!
4.
Sein unsre siebm Kinder und alle beim Löb´n, und iatz hat mi mei Voter ins Arbeitshaus göb´n, vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, drah Spinnradl, drah di um, tralala, diolalo, diolalalia, traladirila, traladio, traladirila, traladio, traladirila, traladio, traladiria ho! In Arbetshaus drinn ist an Extrazimmer da tien die schian Madlan brav Bamwoll spinnen, vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, .... Spinn´ lei brav Baumwoll´, ja spinn lei brav Seid´n, kannst um a Jahr länger in Arbeitshaus bleib´n, vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, .... Die Nudl, die Nudl dö hob´n mi vertrieb´n, süst war i no länger in Arbeitshaus blieb´n, vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, .... Drei Summer, drei Winter, drei Äpf´l af´n Bam, i wollt´ daß mei Diand´l von Arbeitshaus kam, vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, ....
5.
Dort obn aufn Bergal steht a Haus, Dort obn aufn Bergal steht a Haus, Da war an alta Sanktulieduli Da war an alta Müllna zu Haus. Nicht weit davon ein Edelmann, Der wollt desselbig´n Töchterlein ham. Der Edelmann, der hat an Knecht, Alls, was er eahm schaffn thuat, thad er eahm hrecht. Er faßt sein Herrn in an Sack: Und tragtn zan Müllna statts Habansack. Guadn Dag, guadn Dag, Frau Müllnarin, Wo stöll ichs mein Habansack hin? Stöll ihn nur hin in jenes Eck, Stöll ihn nur hin zan Töchterl ihrn Bed. Er steht kam doscht auf Mitterschnacht, Hat si da Habansack lustig aufgmacht. Da Habansack khriagt Händ und Füaß: Und um die Mitt an langmechtign Spiaß. Frau Muata, Frau Muata, machts gschwind a Liacht. In insasch Mitt is a hoamlana Diab. Awa patschats Ding hiatst nid a so gschrian, Wia leicht hiatst kunnar an Edelmann khriagn. Koan Edelmann, den mag i nid, An frischn Soldatn vasagat is nit. Der Müllna nahm an Besenstill: Und jagt den Edelmann aus aus der Mühl.
6.
Wer einmal in Himmel will steigen Zur ewigen Glückseligkeit Der muaß ja viel leiden und meiden Voraus bei der jetzigen Zeit. Die Bösen, die wird ER bestrafen! Die Guaten, die wird ER belohnen! Belohnen mit der Glückseligkeit Mit der ewigen Glückseligkeit! Ja aber: Dari lili lali laidio, laidio, laidio Aber dari lili lali laidio, laidio ho!
7.
Liaber Nachbar, laß diar sog´n I will diar´s verzöhl´n k´rot Was sich nachst´ns zuagetrogn I hon g´moant, i wiar a Narr. Mei Weibl kriagt das earschte Kindl, I bin verheirat´ kam a Johr, Weiber bindn´s in die Windlan, I muaß laaf´n in die Pfarr´. I hon g´sag´, es hat nit von Neathen, Denn dös Kind ischt decht viel z´kloan Und es kann ja decht nix bet´n, Was weard´s denn in der Kirch´n thoan. Ab´r die Weiber sog´n, wiar müass´n´s taaf´n, Weil´s der Brauch ischt und muaß sein; Hött´ i ab´r g´wisst, dass´s Fröff´n und Sauf´n Bei die G´vattersleut muaß sein! Erscht amal muaß der Mößner laaf´n Um a Liacht, dös brauch´s derbei; Was braucht´s denn soviel G´schicht´n z´mach´n, Was braucht´s denn soviel Schererei? I mei, man weard dös Kind woll kennen, Ob´s a Gitsch ischt oda a Bua, Was braucht´s denn soviel Körz´n z´brennen Ban helliacht´n Tag derzua! After kimmt der Pforrer g´loff´n, Läg´a Pfoat un über´s Gwand Und a Buach dös hat er off´n Und um an Hals a Krax´nband; Nach´er thuat er ´n G´vatt´r frog´n, Wia das Kind soll heaß´n mit Num´, Und wia er ihm dös thuat sog´n, fangt er sein´ Krimpas Krampas un. Aus ´n Buach macht er viel Sach´n Auf Lateinisch halt daher, Über´s Kind viel Kreuz thuat mach´n, Als wenn´s schier a Tuifl war´; Aft hat er ihm sein´ Staab a´blos´n Und ´as Kapp´l abikeit, Nach ´er nimmt er´s bei der Nos´n Und bei die Oahr´n, dass es schreit. After sein mar in´s Wirtshaus gangan, Die Weiber und die G´vattersleut, Hob´n da Fröss´n und Sauf´n ung´fangen. Van Unfang hat´s mi sakrisch g´freut, Aber noch´er hon i ´künnt brav zohl´n für die Taaf´ und für den Wein; Und für dös – und aa an ondersmal Lass i g´wiss die Kind´staaf sein!
8.
Es wollt ein Bauer früh aufstehn, wollt ´naus in seinen Acker gehn. Und als der Bauer nach Hause kam, da wollt´er was zu fressen ha´m. Und als der Bauer saß und fraß, da rumpelt in der Kammer was. Ach, liebe Frau, was ist denn das? Da rumpelt in der Kammer was. Ach lieber Mann, das ist der Wind, der raschelt da am Küchenspind. Der Bauer sprach: "Will selber sehn, will selber ´naus in d´Kammer gehn." Und als der Bauer in d´Kammer kam, stand der Pfaff da, zog sein Hosen an. "Ei Pfaff, was machst in meinem Haus? Ich werf dich ja sogleich hinaus." Der Pfaff, der sprach: "Was ich verricht? Dein´ Frau, die kann die Beicht noch nicht." Da nahm der Bauer ein´n Ofenscheit und schlug den Pfaffen, daß er schreit. Der Pfaffe schrie: "O Schreck, o Graus!" und hielt den Arsch zum Fenster raus. Da kamen die Leut´ von nah und fern und dachten, es sei der Morgenstern. Der Morgenstern, der war es nicht - es war das Pfaffen Arschgesicht. So soll es allen Pfaffen gehn, die nachts zu fremden Weibern gehn. Und die Moral von der Geschicht: Trau nicht des Pfaffen Arschgesicht!
9.
Zwa junge Herrn, die gengan hin zu ein´ Fiakerstand Suachen´s feinste Zeug´l (Fiaker/Droschke) aus, steig´n eine miteinand. "Zum Wettfahr´n", sagt der eine, "was verlangt Ihr da dafür?" "No, zehn Flörln (Gulden), euer Gnaden, zahlt a jeder Kavalier", "Was, zehn Gulden?" sagt der eine, "Für so eine kurze Fahrt? Nehm ma uns ein´ Komfortabel (eine andere Sorte Kutsche), s´Zeug is so net recht apart!" Richtig, steig´ns aus, die zwa, denn soviel woll´n sie nicht bezahl´n Voller Zurn schreit der Fiaker: "No es Pülcher (Gauner) könnts ma g´fall´n! Herts, ös Fliagnpracker (Fliegenklatschen) Ös wollts an Fiaker Eppa (etwa) steig´n lass´n? Fahrts g´schwind a! Weg´n so Tatscherlbacher (Kuchenbäcker) G´fehlte G´schichtenmacher Stengan mir am Platz vielleicht g´wiß da! Kaufts enk Tramwaykart´n! Wollts a wengerl wart´n Leicht der Wasserer (Wagenwäscher) enk vielleicht zwa Schuß (Kreuzer) Patscherts (ungeschicktes) Zwillingspaarl Bleibt auf a Zigarrl no an jedn, und habts an Genuß! Is euch z´schlecht mei Zeug´l Reits am Mognbeig´l Sowas war für enk der rechte Schan (Genre)! Weche Rüatlbes´n kumman d´ Singhalesen (Reitertruppe aus Senegal) Kriagts vielleicht hernach an Engagement! Tuats ma´s nur net stirr´n (widerlich erregen) Sunst kunnt´s enk passier´n Daß i enk renn´ no mit da Peitsch´n nach!" Oh, du süße, weiche Melodienreiche Harbe (herbe), laute Weanasprach! Eine Muatter mit ihr´n Töchterl, die san aus´n Lichtenthal (ärmliches Viertel in Wien) Hab´n grad Wäsch´ abg´liefert, gengan durch´n Stadtpark just amal. Da siacht d´ Alte hinter ihnan an sehr feinen, noblen Herr´n, Der hat g´wiß a Aug auf d´Resi und möcht´ speanz´ln (liebäugeln) mit ihr gern. Er schreibt was auf a Papierl, und das hat er ganz verstohl´n Daß die Alte net soll seh´n, in die Hand ihr drücken woll´n. Wia die den am Glanz hat herg´richt´, no das war schon nimmer schön: "Hörn´s Sie Spatzenschrecker," Schreit s´ glei, "gengan s´ wega Sunst kriag´n s´ was von mir, und des tät´ weh! Gel´ns, des war a Fuatta (Futter) Aber i bin d´Muatta Von dem Mad´l, was? - hab´ns a Idee! Konkurrenz-Windrad´l Was, es wollts mein´ Mad´l Wia´s bei eng der Brauch is d´Liab erklärn? Alter Hemadkrag´n Den zwa Stelz´n trag´n Kannst von mir vielleicht a Grobheit hör´n! Suach da wo a Gredl Du Kalmuckenschädl Schau da s´ durch die Winterfenster (Augengläser) an. Lahn di an a Bank´l Denn so a Besenstang´l Nimmt ka Liachtentalerin zum Mann! Taufter Rastelbinder (Pfannenflicker) Di fangt eh´ der Schinder (Hundefänger) Weilst ka Marken (als Bestätigung über Bezahlung der Hundesteuer bekommt jeder Hund eine Marke ans Halsband gehängt) hast und rennst hint´ nach!" Oh, du süaße, weiche Melodienreiche Harbe, laute Weanasprach!
10.
Nun ade, jetzt muß ich fort Wohl in unbekanntes Ort. Wenn ich schon ein Deserteuer Wenn ich schon ein Deserteuer Muß ich Urlaub gehn. Als ich zu dem Hauptmann kam Fangt der gleich zu greinen an: "Kerl, warum bist echappiert (entflohen), Und jetzt hat man dich etrappiert! (eingefangen) Warum bist tschappiert (=echappiert)?" Meine Herren insgemein Wann es muaß geschieden sein Tut mir meine Bitt´ gewährn Daß ich nicht brauch zu sterb´n Daß ich nicht brauch sterb´n. Deine Bitt´ kann ich nicht gewähr´n Mach dich gleich bereit zum Sterb´n! Hast du eine Liebste allhier So nimm Urlaub von ihr Nimm Urlaub von ihr! Meine Brüder alle drei Die sind auch mit dabei. Sie schießen her auf mi Das Blut das spritzt auf sie Schießen her auf mi!
11.
Als ich es ward, hat man mich nicht gefragt; Man riß mich fort, hinein in die Kaserne, Gefangen ward ich, wie ein Wild gejagt; Ja, von der Heimat, von des Liebchens Herzen mußt´ ich hinweg und von der Freunde Kreis, Denk´ ich daran, fühl´ ich der Wehmut Schmerzen, Fühl´ ich der Brust des Zornes Glut so heiß. Ich bin Soldat, muß Tag und Nacht marschieren, Statt an der Arbeit, muß ich Posten steh´n, Statt in der Freiheit, muß ich salutieren, und muß den Hochmut frecher Buben seh´n. Und geht´s ins Feld, so muß ich Brüder morden, Von denen keiner mir zuleid was tat, Dafür als Krüppel trag´ ich Band und Orden, Und hungernd ruf ich dann: "Ich war Soldat!" Ihr Brüder all´, ob Deutsche, ob Franzosen, Ob Ungar, Dänen, ob vom Niederland, Ob grün, ob rot, ob blau, ob weiß die Hosen, Gebt euch statt Blei zum Gruß die Bruderhand! Auf, laßt zur Heimat uns zurückmarschieren, Von den Tyrannen unser Volk befrei´n; Den nur Tyrannen müssen Kriege führen, Soldat der Freiheit will ich gerne sein!
12.
Hier im Ort ist ein Gericht, Viel schlimmer als die Vehme, Wo man nicht erst ein Urtheil spricht, Das Leben schnell zu nehmen. Die Herren Zwanziger die Henker sind, Die Diener ihre Schergen, Davon ein jeder tapfer schindt, Anstatt was zu verbergen. Ihr seyd die Quelle aller Noth, Die hier den Armen drücket, Ihr seyd´s, die ihm das trockne Brot Noch vor dem Mund wegrücket. Kommt nun ein armer Weber an, Die Arbeit wird besehen, Findt sich der kleinste Fehler dran, So ist´s um euch geschehen. Erhält er dann den kargen Lohn, Wird ihm noch abgezogen, Zeigt ihm die Thür, und Spott und Hohn Kommt ihm noch nachgeflogen. Hier hilft kein Bitten und kein Flehn, Umsonst ist alles Klagen, Gefällt´s euch nicht, so könnt ihr gehn, Am Hungertuche nagen. O, Euer Geld und euer Gut, Das wird dereinst vergehen wie Butter an der Sonne Gluth, Wie wird´s dann um euch stehen.
13.
Der Staat ist in Gefahr! Der Staat ist in Gefahr! Der Staat, der noch nie sicher war, Ja, ja sicher war, Der Staat ist in Gefahr! Was fürchtet denn der Staat? Das Volk, das er betrogen hat, Das fürchtet jetzt der Staat. ´s ist nicht der Staat allein: Es müssen mehr Betrüger sein. ´s ist nicht der Staat allein. Pfaff, Adel, Kapital, Sie alle stehlen auf einmal, Pfaff, Adel, Kapital. Die Arbeit hat kein Brot. Es hungert sich das Volk zu Tod. Die Arbeit hat kein Brot. Was macht die Polizei? Steht den hohen Lumpen bei, Die hohe Polizei. Doch ach, sie ist zu schwach, Es rücken die Soldaten nach, Doch alle sind zu schwach. Das wird dem Volk zu toll, Ihr Schurken, euer Maß ist voll. Ja, übervoll, Das wird dem Volk zu toll. Gebt acht, der Tanz geht los, Dann sei auch uns kein Lump zu groß! Gebt acht, der Tanz geht los. Was ist des Volks Begehr? Das Volk will sein sein eig´ner Herr! Das ist das Volks Begehr.
14.
Vorm Standgericht Georg Weissel stand, Unser Geld aus den Februartagen, Der junge Feuerwehrkommandant, der für uns so kühn sich geschlagen, Hat das Feuer so mutvoll für and´re bekämpft, Doch in seiner Brust flammt es ungedämpft: "Für das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt, Für die Internationale!" Gelassen sprach er: "Ich hab´s getan, Den Befehl hab ich selbst gegeben. Ich flehe niemanden um Gnade an, Hab dem Volk geweiht mein Leben!" Als die Schlinge ihm ward um den Nacken gelegt, Rief er laut, die Faust in die Höh´ gereckt: "Hoch das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt! Hoch die Internationale!" Genosse Weissel, du warst gehenkt Von dem Bürgerpack als Verbrecher, Getrost! Es bleibt ihnen nicht geschenkt, Und es rüsten sich schon die Rächer. Wenn er kommt der Vergeltung geheiligter Tag, Wird dein Geist uns führ´n zum Entscheidungsschlag "Für das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt. Für die Internationale!"
15.
Und wieder tönt´s vom Ballhausplatz: "Die Grube wird geschlossen!" Was sich die Schwarzen nie getraut Das machen die "Genossen". Sei still mein Kumpel, murre nicht Denn schweigen ist jetzt Bergmannspflicht Sonst kriegst du eine drauf! Glück auf, Glück auf, Glück auf! Einst fuhren wir mit frohem Sinn Die steile Fahrt hernieder Und sangen nach der schweren Müh´ Froh unsre Bergmannslieder. Verstummt ist nun des Pulvers Knall Des Schlegels und des Eisens Schall Es hört sich alles auf. Glück auf, Glück auf, Glück auf! Und wenn wir einst im dunklen Schacht Die letzte Schicht verfahren Dann lieber Kumpel denk daran Daß alles Laien waren. Sie kannten unsre Grube nicht Und sprachen nur vom Defizit Und rissen´s Maul weit auf! Glück auf, Glück auf, Glück auf! Und nun mahnt es vom Förderturm Des Glöckleins leises Schallen: "Du braver Kumpel wehre dich Laß dir das nicht gefallen!" Der Bruno*) die erste Fiedel geigt Der Anton **) zu diesem Liedel schweigt. Es stinkt zum Himmel hinauf! Glück auf, Glück auf, Glück auf! *) Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky. **) Der damalige Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Anton Benya.
16.
Na juriš, na juriš, na juriš, Krik borcev vihra skozi hoste, Sovragove vrste so goste! Udari, navali, usekaj, izpali! Na juriš, ohej partizan Pred tabo svobodeje dan! Na juriš, na juriš, na juriš Maščujmo pözgane domove Maščujmo vse naše grobove! Preženi besneče in reši trpeče! Na juriš, ohej partizan Pred tabo svobodeje dan! Na juriš, na juriš, na juriš Požgimo vsa gnila drevesa Zemljo spremenimo v nebesa Vsem sonce naj sije, le radost naj klije! Na juriš, ohej partizan Pred tabo svobodeje dan! Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme! Durch das Dickicht ertönt unser Schreien. Der Feind kommt in dichten Reihen. Schlag zu und schlag drein Durchbrich seine Reih´n! Zum Sturm! Ohej Partisan! Der Morgen der Freiheit bricht an! Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme! Rächen wir die verbrannten Heime! Rächen wir alle unsere Toten! Verjage die Rasenden Und rette die Leidenden Zum Sturm, ohej Partisan! Der Morgen der Freiheit bricht an! Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme! Verbrennen wir alles Verfaulte! Die Erde wollen wir in den Himmel verwandeln. Allen scheine die Sonne Allen leuchte das Glück! Zum Sturme! Ohej Partisan! Der Morgen der Freiheit bricht an!

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Da gibt es jetzt schon seit Jahren eine "Folkszene", und man spielt amerikanische, englische, irische, griechische, südamerikanische, schottische Volksmusik bei uns. Aber wo ist unsere eigene "folk music"? Handeln unsere Volkslieder wirklich nur vom Almrausch, dem Erzherzog Johann und den frommen Hirten, die das Christkindl suchen? Da ist eines Tages ein alter Herr zu uns gekommen und hat sich vorgestellt: "Guten Tag ich bin der Fred Koppel-Keller, ich hab´ eine Volksliedersammlung und hätt´ da ein paar irische Lieder für euch".
"Ja aber haben Sie auch österreichische?"
"Ja, natürlich, meine Sammlung hat über sechzehnhundert Bände, die steh´n alle bei mir in der Wohnung".
Und so bin ich monatelang bei ihm zu Hause gesessen und habe seine Bücher durchgeblättert. Dabei hat sich herausgestellt, daß in den Sammlungen der Volksliedforscher die sozialkrtischen, anklagenden, kämpferischen Lieder sehr dünn gesät sind. Wolfgang Steinitz, der solche Lieder für Deutschland gesammelt hat, schreibt, daß diese Lieder drei Hindernisse oder Zensuren zu überwinden gehabt haben; Viele waren verboten, die haben die Sänger den Sammlern schon gar nicht vorgesungen. Einen Teil haben die Sammler selber weggelassen, nämlich die, die ihnen nicht in ihr meist romantisch-idyllisches Bild vom "Volk" hineingepaßt haben. Und drittens hat es zu der Zeit, als die meisten dieser Sammlungen angelegt wurden, eine staatliche Zensur gegeben, der wiederum ein Teil der "aufsässigen Lieder" zum Opfer gefallen ist. Dazu kommt aber noch etwas. Seit die Industrialisierung, die Verstädterung mit dem lebendigen Volkslied Schluß gemacht hat, haben sich die Schule und der Fremdenverkehr der "Volksliederpflege" bemächtigt, und haben die Volkslieder verkitscht und verharmlost, zum Teil, indem sie sie wirklich verfälscht haben, hauptsächlich aber, indem sie nur das ausgewählt und der "Pflege" für würdig erachtet haben, was ihnen in den Kram gepaßt hat, und alle oppositionellen Lieder möglichst in Vergessenheit geraten lassen haben.
Martin Auer (1979)

credits

released September 27, 2020

Rudi Tinsobin: Vocals, Bass, Flute, Guitar
Martin Auer: Vocals, Flute, Guitar, Liner Notes, Layout
Reinhardt Honold: Vocals, Violin, Harmonium, Guitar

Aufnahme: Herbert Kopecky, Josef Breitentaler

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Martin Auer Vienna, Austria

Martin Auer ist Schriftsteller, Liedermacher, Netzkünstler und sonst noch allerlei. Er lebt in Wien.

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