1. |
||||
Es ist nun Jedermann bekannt:
Das Ländlein Ob der Enns gennant,
Das ward gar hart bezwungen;
Setzt ihn´n München München und Pfaffen ein,
Und sollten gut katholisch sein,
Ja, beides Alt und Jungen
Zwingt man zu dieser Religion.
Wie man allhie thut sagen,
In der Stadt Ulm – merket nun! -
Die Schiffsleut es fürtragen
Den ganzen wahrhaftigen Grund,
So hie im Druck ausgangn ist,
Darvon ich singen will jetzund.
Als nun das Volk in d´Kirchen gieng,
Zu predigen der Pfaff anfieng
Und sprach mit Worten eben:
„Ihr Bauren, merket, jung und alt!
Wollt ihr euch nicht bekehren bald,
Zu diesem Glauben b´geben:
Man wird Ihr Viel mit großer Pein
Die Augen hie ausstechen.
Ja wer nicht will katholisch sein,
An den wird man sich rächen,
Die Nas und Ohren schneiden ab.
Damit man kenn der Ketzer Schaar
Und einen Scheuen an ihn´n hab.
Weiter so wird man Mann und Weib
Das Herz auch reißen aus dem Leib
Und um das Maul herschlagen;
Wer glauben thut an ´s Luthers Lehr,
In vielen Landen weit und ferr
Wird man sie also plagen“.
Darum die Bauren mit Gewalt
Den Pfaffen überfallen,
Zu Tod ihn haben gschlagen bald
Mit großer Macht und Prallen.
Darnach die Bauren all zugleich
Zusammen haben geschworen bald,
Daß keiner von dem andern weich,
Darauf Fürtigen g´nummen ein
Und Bäurbach auch darneben.
Zweihundert Landsknecht darin sein;
Die mußten sich ergeben.
Doch haben sie anzündt und verbrannt
Das Städtlein in eim Augenblick.
Die Bauren aber mit Verstand.
Zu Linz nun die Statthalter
Bald Soliches erfahren hett.
Deswegen sich aufmachen thet
Als ein strenger Verwalter,
Nämlich mit tausend Mann
Zu Roß und Fuß thet kommen.
Die Bauren thet er greifen an;
Die Bauren aber listiglich
Am ersten sich verborgen hon:
Darnach der ganze Hauf herschlich
Und machten dem Statthalter bang.
Zubleiben kunnt er nimma lang,
Ist auf das dritt Pferd kommen
Und endlich gar gerissen aus,
Sein Volk gelassen in dem Strauß:
Die Bauren ihn´n nachschleichen,
Darauf Aschau genommen ein,
Thun aber Niemand sonst kein Leid.
Schiffsleut von Ulm auch da sein.
Die zehrten eben zu Mittag
Und preisten Gott mit wahrer Sag;
Schön Psalmen theten sie singen.
Sobald die Bauren das verstohn,
Groß Freud sie ab den Leuten hon
Und sprachen zu den Dingen:
„Wann man in unser Land und Stadt
Uns bei der Lehr ließ bleibn,
So würden wir von Hunger satt;
Kein Noth sollt uns vertreiben.
Diesweil es aber nicht sein kann“
- Sie kommen um all Hab und Gut -
„So wagen wir das Leben dran“.
|
||||
2. |
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Mei Haus steht auf sechs oda siebm Spreizen
Drei oda viere solltens nur sein
I trau mi fast neama laut schneizn
I fircht mi, der Dachstuhl bricht ein
Die Stubentür is voller Luckn
Tisch und Bänk tan schon zsammruckn
Und wia´r i zan Fenster geh für
Da siach i statt da Scheibm a Papier
Zwa Wogn stehn unter der Hütten
Hat lei kana a guates Rod
Mit Strickn da muaß i´s zsammbinden
Ja wann i an Ausfahrer hab
Jetzt geh i meine Ochs einspanna
Da fallt mir das Glumpert vanand
Znachst wia´r i in d Robot bin gfahrn
Hab i in Wogn miassn am Buckel hamtragn
I muaß immer Frondienst a mochn
Und hob do ka bisserl davon
I wollt ja ma hängats bam Krogn
Die wos damit angfanga hobm.
Der Pforra weist uns zur Geduld
Er sogt unsere Sindn san schuld
Er siacht, daß er sein Zehnten wohl hab
Das Wetter mag schlagn auf oder ab
Jetzt gehen ma halt Strohhiata flechten
Das is a weng besser wia´s fechtn
Da nehm ma unser gwisses Göld ein
Und braucha koa Baur mehr sein.
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3. |
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Mag i koa Baur neama bleibm,
Wird ma des Sachn scho z´viel.
Koa Geld kann i neama auftreiben
Kann scho bald tuan was i will.
Ja alles vom Baurn tuat lebn
Niemand will ihm mehr was gebm
Oft manchem Bauern sei Bua
Muaß binden mit Weiden die Schuah.
Es is ja mei Treu koa Wunder
Daß´s jetzt en Bauern schlecht geht.
Ah ja, ma hudelts jetzt unter
Und des is mei Treu net recht.
D´Obrigkeit laßt ja nix hinten
Tuat ja en Bauern recht schinden,
Ja um an Großschen, zwa, drei
A da laßt man´s einsperrn glei!
I waß ja, wie mir´s znachts is gangen
Wia i mein Hauszins han bracht.
Sein mir drei Groschn a´gangen
Pfui, hat mi der Pfleger ausgmacht!
Drauf hat mi der Diener glei müssen
Fest binden an Händen und Füßen
Drasif heft´ mich das Rindvieh gar an
Als wann i an Diebstahl hätt ´tan!
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4. |
Das Spinnradl
03:16
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|||
Sein unsre siebm Kinder und alle beim Löb´n,
und iatz hat mi mei Voter ins Arbeitshaus göb´n,
vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, drah Spinnradl,
drah di um, tralala, diolalo, diolalalia,
traladirila, traladio, traladirila, traladio,
traladirila, traladio, traladiria ho!
In Arbetshaus drinn ist an Extrazimmer
da tien die schian Madlan brav Bamwoll spinnen,
vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, ....
Spinn´ lei brav Baumwoll´, ja spinn lei brav Seid´n,
kannst um a Jahr länger in Arbeitshaus bleib´n,
vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, ....
Die Nudl, die Nudl dö hob´n mi vertrieb´n,
süst war i no länger in Arbeitshaus blieb´n,
vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, ....
Drei Summer, drei Winter, drei Äpf´l af´n Bam,
i wollt´ daß mei Diand´l von Arbeitshaus kam,
vo´ wögn´s Spinnradl, drah Spinnradl, ....
|
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5. |
Der Habernsack
03:04
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|||
Dort obn aufn Bergal steht a Haus,
Dort obn aufn Bergal steht a Haus,
Da war an alta Sanktulieduli
Da war an alta Müllna zu Haus.
Nicht weit davon ein Edelmann,
Der wollt desselbig´n Töchterlein ham.
Der Edelmann, der hat an Knecht,
Alls, was er eahm schaffn thuat, thad er eahm hrecht.
Er faßt sein Herrn in an Sack:
Und tragtn zan Müllna statts Habansack.
Guadn Dag, guadn Dag, Frau Müllnarin,
Wo stöll ichs mein Habansack hin?
Stöll ihn nur hin in jenes Eck,
Stöll ihn nur hin zan Töchterl ihrn Bed.
Er steht kam doscht auf Mitterschnacht,
Hat si da Habansack lustig aufgmacht.
Da Habansack khriagt Händ und Füaß:
Und um die Mitt an langmechtign Spiaß.
Frau Muata, Frau Muata, machts gschwind a Liacht.
In insasch Mitt is a hoamlana Diab.
Awa patschats Ding hiatst nid a so gschrian,
Wia leicht hiatst kunnar an Edelmann khriagn.
Koan Edelmann, den mag i nid,
An frischn Soldatn vasagat is nit.
Der Müllna nahm an Besenstill:
Und jagt den Edelmann aus aus der Mühl.
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6. |
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Wer einmal in Himmel will steigen
Zur ewigen Glückseligkeit
Der muaß ja viel leiden und meiden
Voraus bei der jetzigen Zeit.
Die Bösen, die wird ER bestrafen!
Die Guaten, die wird ER belohnen!
Belohnen mit der Glückseligkeit
Mit der ewigen Glückseligkeit!
Ja aber:
Dari lili lali laidio, laidio, laidio
Aber dari lili lali laidio, laidio ho!
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7. |
Die Kindstauf
02:28
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Liaber Nachbar, laß diar sog´n
I will diar´s verzöhl´n k´rot
Was sich nachst´ns zuagetrogn
I hon g´moant, i wiar a Narr.
Mei Weibl kriagt das earschte Kindl,
I bin verheirat´ kam a Johr,
Weiber bindn´s in die Windlan,
I muaß laaf´n in die Pfarr´.
I hon g´sag´, es hat nit von Neathen,
Denn dös Kind ischt decht viel z´kloan
Und es kann ja decht nix bet´n,
Was weard´s denn in der Kirch´n thoan.
Ab´r die Weiber sog´n, wiar müass´n´s taaf´n,
Weil´s der Brauch ischt und muaß sein;
Hött´ i ab´r g´wisst, dass´s Fröff´n und Sauf´n
Bei die G´vattersleut muaß sein!
Erscht amal muaß der Mößner laaf´n
Um a Liacht, dös brauch´s derbei;
Was braucht´s denn soviel G´schicht´n z´mach´n,
Was braucht´s denn soviel Schererei?
I mei, man weard dös Kind woll kennen,
Ob´s a Gitsch ischt oda a Bua,
Was braucht´s denn soviel Körz´n z´brennen
Ban helliacht´n Tag derzua!
After kimmt der Pforrer g´loff´n,
Läg´a Pfoat un über´s Gwand
Und a Buach dös hat er off´n
Und um an Hals a Krax´nband;
Nach´er thuat er ´n G´vatt´r frog´n,
Wia das Kind soll heaß´n mit Num´,
Und wia er ihm dös thuat sog´n,
fangt er sein´ Krimpas Krampas un.
Aus ´n Buach macht er viel Sach´n
Auf Lateinisch halt daher,
Über´s Kind viel Kreuz thuat mach´n,
Als wenn´s schier a Tuifl war´;
Aft hat er ihm sein´ Staab a´blos´n
Und ´as Kapp´l abikeit,
Nach ´er nimmt er´s bei der Nos´n
Und bei die Oahr´n, dass es schreit.
After sein mar in´s Wirtshaus gangan,
Die Weiber und die G´vattersleut,
Hob´n da Fröss´n und Sauf´n ung´fangen.
Van Unfang hat´s mi sakrisch g´freut,
Aber noch´er hon i ´künnt brav zohl´n
für die Taaf´ und für den Wein;
Und für dös – und aa an ondersmal
Lass i g´wiss die Kind´staaf sein!
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8. |
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Es wollt ein Bauer früh aufstehn,
wollt ´naus in seinen Acker gehn.
Und als der Bauer nach Hause kam,
da wollt´er was zu fressen ha´m.
Und als der Bauer saß und fraß,
da rumpelt in der Kammer was.
Ach, liebe Frau, was ist denn das?
Da rumpelt in der Kammer was.
Ach lieber Mann, das ist der Wind,
der raschelt da am Küchenspind.
Der Bauer sprach: "Will selber sehn,
will selber ´naus in d´Kammer gehn."
Und als der Bauer in d´Kammer kam,
stand der Pfaff da, zog sein Hosen an.
"Ei Pfaff, was machst in meinem Haus?
Ich werf dich ja sogleich hinaus."
Der Pfaff, der sprach: "Was ich verricht?
Dein´ Frau, die kann die Beicht noch nicht."
Da nahm der Bauer ein´n Ofenscheit
und schlug den Pfaffen, daß er schreit.
Der Pfaffe schrie: "O Schreck, o Graus!"
und hielt den Arsch zum Fenster raus.
Da kamen die Leut´ von nah und fern
und dachten, es sei der Morgenstern.
Der Morgenstern, der war es nicht -
es war das Pfaffen Arschgesicht.
So soll es allen Pfaffen gehn,
die nachts zu fremden Weibern gehn.
Und die Moral von der Geschicht:
Trau nicht des Pfaffen Arschgesicht!
|
||||
9. |
Ur-Wiener Ausdrücke
04:12
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|||
Zwa junge Herrn, die gengan hin zu ein´ Fiakerstand
Suachen´s feinste Zeug´l (Fiaker/Droschke) aus, steig´n eine miteinand.
"Zum Wettfahr´n", sagt der eine, "was verlangt Ihr da dafür?"
"No, zehn Flörln (Gulden), euer Gnaden, zahlt a jeder Kavalier",
"Was, zehn Gulden?" sagt der eine, "Für so eine kurze Fahrt?
Nehm ma uns ein´ Komfortabel (eine andere Sorte Kutsche), s´Zeug is so net recht apart!"
Richtig, steig´ns aus, die zwa, denn soviel woll´n sie nicht bezahl´n
Voller Zurn schreit der Fiaker: "No es Pülcher (Gauner) könnts ma g´fall´n!
Herts, ös Fliagnpracker (Fliegenklatschen)
Ös wollts an Fiaker
Eppa (etwa) steig´n lass´n? Fahrts g´schwind a!
Weg´n so Tatscherlbacher (Kuchenbäcker)
G´fehlte G´schichtenmacher
Stengan mir am Platz vielleicht g´wiß da!
Kaufts enk Tramwaykart´n!
Wollts a wengerl wart´n
Leicht der Wasserer (Wagenwäscher) enk vielleicht zwa Schuß (Kreuzer)
Patscherts (ungeschicktes) Zwillingspaarl
Bleibt auf a Zigarrl no an jedn, und habts an Genuß!
Is euch z´schlecht mei Zeug´l
Reits am Mognbeig´l
Sowas war für enk der rechte Schan (Genre)!
Weche Rüatlbes´n kumman d´ Singhalesen (Reitertruppe aus Senegal)
Kriagts vielleicht hernach an Engagement!
Tuats ma´s nur net stirr´n (widerlich erregen)
Sunst kunnt´s enk passier´n
Daß i enk renn´ no mit da Peitsch´n nach!"
Oh, du süße, weiche
Melodienreiche
Harbe (herbe), laute Weanasprach!
Eine Muatter mit ihr´n Töchterl, die san aus´n Lichtenthal (ärmliches Viertel in Wien)
Hab´n grad Wäsch´ abg´liefert, gengan durch´n Stadtpark just amal.
Da siacht d´ Alte hinter ihnan an sehr feinen, noblen Herr´n,
Der hat g´wiß a Aug auf d´Resi und möcht´ speanz´ln (liebäugeln) mit ihr gern.
Er schreibt was auf a Papierl, und das hat er ganz verstohl´n
Daß die Alte net soll seh´n, in die Hand ihr drücken woll´n.
Wia die den am Glanz hat herg´richt´, no das war schon nimmer schön:
"Hörn´s Sie Spatzenschrecker,"
Schreit s´ glei, "gengan s´ wega
Sunst kriag´n s´ was von mir, und des tät´ weh!
Gel´ns, des war a Fuatta (Futter)
Aber i bin d´Muatta
Von dem Mad´l, was? - hab´ns a Idee!
Konkurrenz-Windrad´l
Was, es wollts mein´ Mad´l
Wia´s bei eng der Brauch is d´Liab erklärn?
Alter Hemadkrag´n
Den zwa Stelz´n trag´n
Kannst von mir vielleicht a Grobheit hör´n!
Suach da wo a Gredl
Du Kalmuckenschädl
Schau da s´ durch die Winterfenster (Augengläser) an.
Lahn di an a Bank´l
Denn so a Besenstang´l
Nimmt ka Liachtentalerin zum Mann!
Taufter Rastelbinder (Pfannenflicker)
Di fangt eh´ der Schinder (Hundefänger)
Weilst ka Marken (als Bestätigung über Bezahlung der Hundesteuer bekommt jeder
Hund eine Marke ans Halsband gehängt) hast und rennst hint´ nach!"
Oh, du süaße, weiche
Melodienreiche
Harbe, laute Weanasprach!
|
||||
10. |
Der Deserteur
03:46
|
|||
Nun ade, jetzt muß ich fort
Wohl in unbekanntes Ort.
Wenn ich schon ein Deserteuer
Wenn ich schon ein Deserteuer
Muß ich Urlaub gehn.
Als ich zu dem Hauptmann kam
Fangt der gleich zu greinen an:
"Kerl, warum bist echappiert (entflohen),
Und jetzt hat man dich etrappiert! (eingefangen)
Warum bist tschappiert (=echappiert)?"
Meine Herren insgemein
Wann es muaß geschieden sein
Tut mir meine Bitt´ gewährn
Daß ich nicht brauch zu sterb´n
Daß ich nicht brauch sterb´n.
Deine Bitt´ kann ich nicht gewähr´n
Mach dich gleich bereit zum Sterb´n!
Hast du eine Liebste allhier
So nimm Urlaub von ihr
Nimm Urlaub von ihr!
Meine Brüder alle drei
Die sind auch mit dabei.
Sie schießen her auf mi
Das Blut das spritzt auf sie
Schießen her auf mi!
|
||||
11. |
||||
Als ich es ward, hat man mich nicht gefragt;
Man riß mich fort, hinein in die Kaserne,
Gefangen ward ich, wie ein Wild gejagt;
Ja, von der Heimat, von des Liebchens Herzen
mußt´ ich hinweg und von der Freunde Kreis,
Denk´ ich daran, fühl´ ich der Wehmut Schmerzen,
Fühl´ ich der Brust des Zornes Glut so heiß.
Ich bin Soldat, muß Tag und Nacht marschieren,
Statt an der Arbeit, muß ich Posten steh´n,
Statt in der Freiheit, muß ich salutieren,
und muß den Hochmut frecher Buben seh´n.
Und geht´s ins Feld, so muß ich Brüder morden,
Von denen keiner mir zuleid was tat,
Dafür als Krüppel trag´ ich Band und Orden,
Und hungernd ruf ich dann: "Ich war Soldat!"
Ihr Brüder all´, ob Deutsche, ob Franzosen,
Ob Ungar, Dänen, ob vom Niederland,
Ob grün, ob rot, ob blau, ob weiß die Hosen,
Gebt euch statt Blei zum Gruß die Bruderhand!
Auf, laßt zur Heimat uns zurückmarschieren,
Von den Tyrannen unser Volk befrei´n;
Den nur Tyrannen müssen Kriege führen,
Soldat der Freiheit will ich gerne sein!
|
||||
12. |
Das Blutgericht
02:22
|
|||
Hier im Ort ist ein Gericht,
Viel schlimmer als die Vehme,
Wo man nicht erst ein Urtheil spricht,
Das Leben schnell zu nehmen.
Die Herren Zwanziger die Henker sind,
Die Diener ihre Schergen,
Davon ein jeder tapfer schindt,
Anstatt was zu verbergen.
Ihr seyd die Quelle aller Noth,
Die hier den Armen drücket,
Ihr seyd´s, die ihm das trockne Brot
Noch vor dem Mund wegrücket.
Kommt nun ein armer Weber an,
Die Arbeit wird besehen,
Findt sich der kleinste Fehler dran,
So ist´s um euch geschehen.
Erhält er dann den kargen Lohn,
Wird ihm noch abgezogen,
Zeigt ihm die Thür, und Spott und Hohn
Kommt ihm noch nachgeflogen.
Hier hilft kein Bitten und kein Flehn,
Umsonst ist alles Klagen,
Gefällt´s euch nicht, so könnt ihr gehn,
Am Hungertuche nagen.
O, Euer Geld und euer Gut,
Das wird dereinst vergehen
wie Butter an der Sonne Gluth,
Wie wird´s dann um euch stehen.
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||||
13. |
Der Staat ist in Gefahr!
01:37
|
|||
Der Staat ist in Gefahr!
Der Staat ist in Gefahr!
Der Staat, der noch nie sicher war,
Ja, ja sicher war,
Der Staat ist in Gefahr!
Was fürchtet denn der Staat?
Das Volk, das er betrogen hat,
Das fürchtet jetzt der Staat.
´s ist nicht der Staat allein:
Es müssen mehr Betrüger sein.
´s ist nicht der Staat allein.
Pfaff, Adel, Kapital,
Sie alle stehlen auf einmal,
Pfaff, Adel, Kapital.
Die Arbeit hat kein Brot.
Es hungert sich das Volk zu Tod.
Die Arbeit hat kein Brot.
Was macht die Polizei?
Steht den hohen Lumpen bei,
Die hohe Polizei.
Doch ach, sie ist zu schwach,
Es rücken die Soldaten nach,
Doch alle sind zu schwach.
Das wird dem Volk zu toll,
Ihr Schurken, euer Maß ist voll.
Ja, übervoll,
Das wird dem Volk zu toll.
Gebt acht, der Tanz geht los,
Dann sei auch uns kein Lump zu groß!
Gebt acht, der Tanz geht los.
Was ist des Volks Begehr?
Das Volk will sein sein eig´ner Herr!
Das ist das Volks Begehr.
|
||||
14. |
Georg Weissel
02:46
|
|||
Vorm Standgericht Georg Weissel stand,
Unser Geld aus den Februartagen,
Der junge Feuerwehrkommandant,
der für uns so kühn sich geschlagen,
Hat das Feuer so mutvoll für and´re bekämpft,
Doch in seiner Brust flammt es ungedämpft:
"Für das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt,
Für die Internationale!"
Gelassen sprach er: "Ich hab´s getan,
Den Befehl hab ich selbst gegeben.
Ich flehe niemanden um Gnade an,
Hab dem Volk geweiht mein Leben!"
Als die Schlinge ihm ward um den Nacken gelegt,
Rief er laut, die Faust in die Höh´ gereckt:
"Hoch das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt!
Hoch die Internationale!"
Genosse Weissel, du warst gehenkt
Von dem Bürgerpack als Verbrecher,
Getrost! Es bleibt ihnen nicht geschenkt,
Und es rüsten sich schon die Rächer.
Wenn er kommt der Vergeltung geheiligter Tag,
Wird dein Geist uns führ´n zum Entscheidungsschlag
"Für das kämpfende Arbeitervolk dieser Welt.
Für die Internationale!"
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||||
15. |
||||
Und wieder tönt´s vom Ballhausplatz:
"Die Grube wird geschlossen!"
Was sich die Schwarzen nie getraut
Das machen die "Genossen".
Sei still mein Kumpel, murre nicht
Denn schweigen ist jetzt Bergmannspflicht
Sonst kriegst du eine drauf!
Glück auf, Glück auf, Glück auf!
Einst fuhren wir mit frohem Sinn
Die steile Fahrt hernieder
Und sangen nach der schweren Müh´
Froh unsre Bergmannslieder.
Verstummt ist nun des Pulvers Knall
Des Schlegels und des Eisens Schall
Es hört sich alles auf.
Glück auf, Glück auf, Glück auf!
Und wenn wir einst im dunklen Schacht
Die letzte Schicht verfahren
Dann lieber Kumpel denk daran
Daß alles Laien waren.
Sie kannten unsre Grube nicht
Und sprachen nur vom Defizit
Und rissen´s Maul weit auf!
Glück auf, Glück auf, Glück auf!
Und nun mahnt es vom Förderturm
Des Glöckleins leises Schallen:
"Du braver Kumpel wehre dich
Laß dir das nicht gefallen!"
Der Bruno*) die erste Fiedel geigt
Der Anton **) zu diesem Liedel schweigt.
Es stinkt zum Himmel hinauf!
Glück auf, Glück auf, Glück auf!
*) Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky.
**) Der damalige Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Anton Benya.
|
||||
16. |
Na juriš - Zum Sturm
01:38
|
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Na juriš, na juriš, na juriš,
Krik borcev vihra skozi hoste,
Sovragove vrste so goste!
Udari, navali, usekaj, izpali!
Na juriš, ohej partizan
Pred tabo svobodeje dan!
Na juriš, na juriš, na juriš
Maščujmo pözgane domove
Maščujmo vse naše grobove!
Preženi besneče in reši trpeče!
Na juriš, ohej partizan
Pred tabo svobodeje dan!
Na juriš, na juriš, na juriš
Požgimo vsa gnila drevesa
Zemljo spremenimo v nebesa
Vsem sonce naj sije, le radost naj klije!
Na juriš, ohej partizan
Pred tabo svobodeje dan!
Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme!
Durch das Dickicht ertönt unser Schreien.
Der Feind kommt in dichten Reihen.
Schlag zu und schlag drein
Durchbrich seine Reih´n!
Zum Sturm! Ohej Partisan!
Der Morgen der Freiheit bricht an!
Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme!
Rächen wir die verbrannten Heime!
Rächen wir alle unsere Toten!
Verjage die Rasenden
Und rette die Leidenden
Zum Sturm, ohej Partisan!
Der Morgen der Freiheit bricht an!
Zum Sturme! Zum Sturme! Zum Sturme!
Verbrennen wir alles Verfaulte!
Die Erde wollen wir in den Himmel verwandeln.
Allen scheine die Sonne
Allen leuchte das Glück!
Zum Sturme! Ohej Partisan!
Der Morgen der Freiheit bricht an!
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Martin Auer Vienna, Austria
Martin Auer ist Schriftsteller, Liedermacher, Netzkünstler und sonst noch allerlei. Er lebt in Wien.
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