1. |
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Wann die Linden bliahn in der Stadt
und duften,
kann i mi net halten,
setz i mi aufs Radl und fahr
d' ganze Nacht umadum.
Wann der Vollmond scheint in die Gassen
in der ersten Summernacht
und die Hitz' net aufhört,
setz i mi im Park auf a Schaukel
Bis um viere in der Fruah.
Wann die erstn Stern dann verblassen
und die erstn Amscheln schrein
und der Himmel rot wird,
kauf i ma am Markt an Kaffee,
wann der Spritzwagen fahrt.
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2. |
Über die Donau
02:38
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Über die Donau
fliagn zwaa Antn
über die Wolkenkratzer
über die Autobahn.
Fliagn und fliagn übers
graue Wasser
bis i's nimmermehr
sehgn kann.
So wia die Antn
drobm am Himmel
mitanand fliagn
übers Land,
hätt i ma gwunschen
mit dir zum fliagn
Flügel an Flügel
Hand in Hand
über die Wolken,
über den Regen,
gegen die Wind
und gegen die Zeit,
gegen die Nacht
und gegen den Winter
höcher als hoch
und weiter als weit.
Über die Donau
fliagn zwaa Antn
über die Wolkenkratzer
über die Autobahn.
Fliagn und fliagn übers
graue Wasser
bis i's nimmermehr
sehgn kann.
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3. |
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Da Summa is vagaungan
und i hab mei Gitar vakauft
fir a Foahrkoartn zruck zu dir, zu dir.
Aber die hätt i ned braucht.
Und da Herbst is kumman
und mei Bett is leer.
Und was amoi vakauft is,
des findst nimmermehr.
Und a koida Winter
is a lange Zeit.
Und da Weg is finster
aber nimmer weit.
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4. |
Draußt auf da Gassn
01:57
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Draußt auf der Gassn
waht kalt der Wind,
waht alte Zeitungsblattln über die Stadt,
dass i den Himmel bald nimmer find,
wo amal die Sunn gschienen hat
über der Stadt.
Draußt auf der Gassn
rennan die Leit
hinter an Bock her und ana Sau.
Drobm am Dach sitzt a Esel und schreit
und die Welt wird umadum grau
wohin i nur schau.
Draußt auf der Gassn
is's finster und kalt.
Leer san die Häuser, leer is die Stadt.
Und i muaß auße, aufs Feld und in'n Wald,
wo amal di Sunn gschienen hat,
draußt vor der Stadt.
Draußt auf die Gipfel
waht kalt der Wind,
waht ma den Schnee und Regn um d' Ohrn,
bis den Himmel amal wieder find
irgendwo, da draußen, da vorn,
weit hinterm Sturm.
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5. |
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Durchs Wasser bin i gschwumman,
übern Wüstensand bin i grennt,
auf an Lastwagn unter der Plachn
halb dafruarn und halb vabrennt.
An der Grenz habns auf mi gschossn,
durchn Stacheldraht bin i kräut,
und im Meer bin i fast dasoffn,
und im Lager bald vafäult.
Meine Eltern san verschwundn,
meine Briader san vermisst,
und mei Schwester habns nimmer gfunden,
wia die Bombn gfalln is.
Und jetzt sitz i und muass wartn,
waaß net, was mit mir wird,
ob i weiter muass, ob i bleibn kann,
ob i zurck muass in Kriag.
Und es brauchts ma nix schenkn,
und es brachts ma nix gebn:
I kann arbeitn, i kann lernen!
I will aafach nur lebn!
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6. |
Die Numma mit'm Humma
02:12
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Es is goa nix aun iah draun,
sie rennt imma nua so mit,
und wann‘s amoi ana auschaut,
kriagt er aa kaan Appetit.
Sie hot vü zu große Zähnd
sie hat aan feichtn Hundeblick
Owa iah Numma mit dem Humma,
heast, des is a Waunsinns-Trick.
Sie is mager, sie is schiach
und iahre Fiaß san vü zu groß,
und solaung‘s no niachtan is,
is iwahaupt nix mid iah los,
sie is ned cool, sie is net witzig
und sie is ned bsundas schlau
Owa die Numma mit dem Humma
heast, des is die greßte Schau!
Vuan und hint is nix vorhanden,
die Figur, die gibt nix her.
Sie hat an Gaung ois wia r a Antn
und a Stimm ois wia r a Bär.
Sie kann si überhaupt ned auziagn,
und wos s‘redt, des is banal,
aber die Numma mit dem Hummer,
die is wirklich kolossal!
Sie kann stundenlang so sitzn
macht si klaa und foid ned auf,
vasteht nix von unsre Witz
und waaß aa nie a Antwuat drauf.
Maunxmoi deit‘t aana auf sie,
daunn wiard s‘ glei rod ois wia ned schen,
„Die hat a Numma mit an Hummer,
so was hast du no ned gsehng!“
Maunxmoi lad‘t s‘ hoit aana ein
und maunxmoi nimmt s‘ hoit aana aus.
Maunxmoi zoid ia wea a Bier,
aber sie macht‘s ja fürn Applaus.
Wann die Stimmung richtig haaß wird
und die Hetz kaa Haltn kennt,
haaßt‘s: „Mach dei Numma mit dem Hummer!“
und des is daunn iah Moment!
Kaner waaß, von wo sie herkummt,
wo sie hingeht bei da Nacht.
Kaner waaß, ob sa si iagendwie
no Hoffnung auf was macht.
Sie hat nua den aanen Schmäh,
der is iah gaunzes Kapital:
Sie hat die Numma mit dem Hummer
und die is PHÄNOMENAL!
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7. |
Winterreise
01:59
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Und die Wintersunn
is kalt und hell
und der Himmel is zart wia Wasser und Milch,
wia r a ganz dünne Haut,
die platzt, wann ma's sticht.
Und der Apfelbaam
is schwarz und krumm
und der Schnee wü net falln und der Schnee wü net falln.
Auf der Wiesn des Gras
is grau und miad.
Und i wander und wander und waaß net wohin und wozua.
Und wann i an früher denk, gibt ma mei Herz kaa Ruah.
Und der See i gfruan
und des Eis is ganz dünn.
Und unter dem Eis is a andere Welt,
die nix von uns waaß
und nix von uns wü.
Und die Raben schrein:
"Fliag ma haam, fliag ma haam!
Die Sunn steht scho tiaf, es is Zeit, es is Zeit!"
Und am Himmel, da werdn's
immer mehr, immer mehr ...
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8. |
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Auf aan klaan Mäuerl vur aan Supermarkt
steht a jungs Maadl in aan Dirndlklaad
und singt si aans.
Leit gehn vurbei, Autos foahrn, maunche schaun hin, oba die meistn net.
Und sie steht auf dem Mäuerl
mit Augn zua
und schwingt ganz leicht iahre Zopferl hin und her
und huacht auf des Liad
des nur iahr gheat,
des nur iahr gheat.
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9. |
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Wann da Himme amoi ins Meer foit,
dann ham die Vogal kaan Plotz mea zum Fliagn
und miassn schwimman lernan von die Fisch.
Wann da Himme amoi ins Meer foit
und alle Sterndal Seesterndal wean
und da Mond zum letztn Moi untergeht,
dann draht da Heagott es Liacht o und sogt:
I bin jetzt dahin,
i bin jetzt dahin.
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10. |
Wia a so a klaaner Hund
00:17
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Wia a so a klaaner Hund,
der was a Steckerl in sein Mäu vurm Herrl hertragt,
genau a so bist du.
(Nur net so herzig!)
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11. |
Summer in Ottakring
00:42
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Wann
in die Ritzn vom grauen Asphalt
da schwarze Teer
in der Hitz
ganz waach wurdn is und ganz warm,
dass ma die nackerten Zechn hat einegrabm kennan,
dann
war Summer in Ottakring
im Gemeindebau.
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12. |
Wo der Wald aufhört
01:43
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Wo der Wald aufhört
is amal a Jaga gangen
und er hat beim Bach
a Madele aufgspürt.
Und er hat si dacht:
„Des Madal muass i fangan,
dass sie halt die Meine wird!“
Wia r a zubigeht,
is sie schleunigst weggagsprungen.
Wia r a nacherennt,
is sie übern Bach.
Hat von weitem noch
gspott und glacht und gsungan.
Und der Jaga immer hintennach.
„Naa, du kriagst mi net,
du verfluachter dummer Jaga!
Naa du kriegst mir net,
Lass die Rennerei!
Naa, du kriagst mir net,
und die ganzes Wüdtuan,
des wird no dei Unglück sein!“
„Wart, i kriag di schon,
du verfluachtes wüdes Maderl!
wart, i kriag du schon,
heut no ghörst du mein!
Und dei Trotzigkeit,
die wirst du mir büaßn!
Sei nur g'scheit und schick di drein!“
Über d' Felsenwand
is des Maderl abegsprungan.
Und der Jager, der
kunnt's nimmer dastehn.
Als a Tauben hat
sie in die Luft si gschwungan,
hat den Jager druntn liegen gsehn.
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13. |
Über die Erdn
03:00
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Über die Erdn muaßt barfuaß gehn.
Ziag d'Schuach aus, die machen di blind!
Dann kannst den Weg mit die Zechn sehn,
des Wasser, den Wind...
Sollst mit die Sohln auf d'Staner steign,
mit der nackerten Haut.
Wird dir die Erdn aa bald zeign,
daß s'dir vertraut.
Gspür des nasse Gras auf die Füaß,
gspür, wia trocken is der Staub.
Gspür, wia dich streichelt des Moos so süaß,
gspür, wia's knistert im Laub.
In'n Bach muaßt einesteign,
durchs Wasser muaßt aufegehn,
untern Wasserfall muaßt di stelln, mit'm Gsicht in die Höh,
mit der Wangen auf d'Erd in die Sunn di legn.
Lieg ganz still, riach die Erdn und gspür,
wia aufsteigt aus ihr a riesige Ruah.
Und dann is die Erdn ganz nah bei dir,
und du waßt, du ghörst zu allem dazua.
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14. |
Mei schens Land
03:21
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Holioeh drüa hoh
holjoui, holjoui, holjehoh,
holjoeh drüa hoh,
holjoui di hoh,
holjoui di hoe hoh,
tridijoh, tridijoh,
holjoui di hoe hoh,
hoe hoh.
Und wann i obaschau auf mei schens Land,
wo i geborn bin, wo mei Heaz schlogt,
jo, wann i obaschau auf mei schens Land,
von dem s‘ mein Vatern habm vajogt,
da siahg i Berg und Tal, Küah und die Kalbm,
da hör i d‘ Sennerin jodeln auf der Alm.
Sauber san die Dearndln und fesch is jeder Bua,
aber da gibt‘s halt welche, die ghearn net dazua.
Drihulieh dulioh,
drihulieh dulioh,
drihulieh dulioh,
drihulioh.
Die kehrn die Stubn und die Kuchln aus,
aber die san da net z‘Haus!
Die baun a Straßen, die baun a Haus,
aber die san da net z'Haus!
Die tragn den Alten die Windeln raus
aber die san da net z'Haus!
Die gebn da an da Supermarktkassa raus,
aber die san da net z'Haus!
Die tragn vom Billa die Werbung aus,
aber die san da net z'Haus!
Die bratn beim Macki die Burger raus,
aber die san da net z‘Haus!
Die schenken im Festzelt die Kriagln aus,
aber die san da net z'Haus!
Die kriagn fias Trommln und Tanzn Applaus,
aber die san da net z'Haus!
Die schneiden dir schon aa amoi den Blinddoarm raus,
aber die san da net z'Haus!
Die san vajogt wurn von ihrn zu Haus,
und die san erst recht da net z‘Haus!
Drihulieh dulioh,
drihulieh dulioh,
drihulieh dulioh,
drihulioh.
Holioeh drüa hoh
holjoui, holjoui, holjehoh,
holjoeh drüa hoh,
holjoui di hoh,
holjoui di hoe hoh,
tridijoh, tridijoh,
holjoui di hoe hoh,
hoe hoh.
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15. |
A harter Summer
03:02
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Pfiat eich Gott, es schönen Gletscher,
pfiat di Gott, du schöner Wald!
Pfiat eich Gott, es Fisch im Wasser,
eicher See is nimmer kalt!
Pfiat di Gott, du sanfter Frühling,
hast ma lang, ja lang schon g'fehlt,
wäu es kummt a harter Summer,
a harter Summer über d' Welt!
Pfiat di Gott, du Stadt Venedig,
schaust so stolz und prächtig her.
Pfiat eich Gott, New York und Shanghai,
auf eich lauert schon des Meer.
Pfiat di Gott, du Dorf in Bangla,
überschwemmt is bald des Feld,
wäu es kummt a harter Summer,
a harter Summer über d'Welt.
Pfiat eich Gott, Kuckuck und Enzian,
pfiat eich, Storch und Edelweiß!
Pfiat eich, Pinguin und Robben,
langsam schmilzt dahin des Eis.
Pfiat eich all die tausend Wesen,
von denen no kaa Buach erzählt,
wäu es kummt a harter Summer,
a harter Summer über d'Welt.
Unser Haus fangt an zum brennen!
"Mia miassn löschen!", ruaft a Kind.
Aber die vom Feuer reich wer'n,
stell'n si taub und stell'n si blind.
Aber die vom Feuer reich wer'n,
zündeln weiter nur für's Geld.
Und es kummt a harter Summer,
a harter Summer über d'Welt!
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16. |
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Und wann i kaa Liad mea waaß,
was wer i singan?
En Nebel am Bach und en
Schatten vom Holzapfelbaam
wer i singan.
Und wann i kaan Fuaß mea hab,
was wer i tanzen?
En hatscherten Hupfauf,
en buglatn Pallawatsch
wer i tanzen.
Und wann i kaan Schatz mea hab,
wer wird mi liabn?
A gscheckata Staan und a
Bleamal im Ritz vom Asphalt
wern mi liabn.
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Martin Auer Vienna, Austria
Martin Auer ist Schriftsteller, Liedermacher, Netzkünstler und sonst noch allerlei. Er lebt in Wien.
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