We’ve updated our Terms of Use to reflect our new entity name and address. You can review the changes here.
We’ve updated our Terms of Use. You can review the changes here.

Drau​ß​t auf da Gassen

by Martin Auer

/
  • Streaming + Download

    Includes unlimited streaming via the free Bandcamp app, plus high-quality download in MP3, FLAC and more.
    Purchasable with gift card

      €7 EUR  or more

     

1.
Wann die Linden bliahn in der Stadt und duften, kann i mi net halten, setz i mi aufs Radl und fahr d' ganze Nacht umadum. Wann der Vollmond scheint in die Gassen in der ersten Summernacht und die Hitz' net aufhört, setz i mi im Park auf a Schaukel Bis um viere in der Fruah. Wann die erstn Stern dann verblassen und die erstn Amscheln schrein und der Himmel rot wird, kauf i ma am Markt an Kaffee, wann der Spritzwagen fahrt.
2.
Über die Donau fliagn zwaa Antn über die Wolkenkratzer über die Autobahn. Fliagn und fliagn übers graue Wasser bis i's nimmermehr sehgn kann. So wia die Antn drobm am Himmel mitanand fliagn übers Land, hätt i ma gwunschen mit dir zum fliagn Flügel an Flügel Hand in Hand über die Wolken, über den Regen, gegen die Wind und gegen die Zeit, gegen die Nacht und gegen den Winter höcher als hoch und weiter als weit. Über die Donau fliagn zwaa Antn über die Wolkenkratzer über die Autobahn. Fliagn und fliagn übers graue Wasser bis i's nimmermehr sehgn kann.
3.
Da Summa is vagaungan und i hab mei Gitar vakauft fir a Foahrkoartn zruck zu dir, zu dir. Aber die hätt i ned braucht. Und da Herbst is kumman und mei Bett is leer. Und was amoi vakauft is, des findst nimmermehr. Und a koida Winter is a lange Zeit. Und da Weg is finster aber nimmer weit.
4.
Draußt auf der Gassn waht kalt der Wind, waht alte Zeitungsblattln über die Stadt, dass i den Himmel bald nimmer find, wo amal die Sunn gschienen hat über der Stadt. Draußt auf der Gassn rennan die Leit hinter an Bock her und ana Sau. Drobm am Dach sitzt a Esel und schreit und die Welt wird umadum grau wohin i nur schau. Draußt auf der Gassn is's finster und kalt. Leer san die Häuser, leer is die Stadt. Und i muaß auße, aufs Feld und in'n Wald, wo amal di Sunn gschienen hat, draußt vor der Stadt. Draußt auf die Gipfel waht kalt der Wind, waht ma den Schnee und Regn um d' Ohrn, bis den Himmel amal wieder find irgendwo, da draußen, da vorn, weit hinterm Sturm.
5.
Durchs Wasser bin i gschwumman, übern Wüstensand bin i grennt, auf an Lastwagn unter der Plachn halb dafruarn und halb vabrennt. An der Grenz habns auf mi gschossn, durchn Stacheldraht bin i kräut, und im Meer bin i fast dasoffn, und im Lager bald vafäult. Meine Eltern san verschwundn, meine Briader san vermisst, und mei Schwester habns nimmer gfunden, wia die Bombn gfalln is. Und jetzt sitz i und muass wartn, waaß net, was mit mir wird, ob i weiter muass, ob i bleibn kann, ob i zurck muass in Kriag. Und es brauchts ma nix schenkn, und es brachts ma nix gebn: I kann arbeitn, i kann lernen! I will aafach nur lebn!
6.
Es is goa nix aun iah draun, sie rennt imma nua so mit, und wann‘s amoi ana auschaut, kriagt er aa kaan Appetit. Sie hot vü zu große Zähnd sie hat aan feichtn Hundeblick Owa iah Numma mit dem Humma, heast, des is a Waunsinns-Trick. Sie is mager, sie is schiach und iahre Fiaß san vü zu groß, und solaung‘s no niachtan is, is iwahaupt nix mid iah los, sie is ned cool, sie is net witzig und sie is ned bsundas schlau Owa die Numma mit dem Humma heast, des is die greßte Schau! Vuan und hint is nix vorhanden, die Figur, die gibt nix her. Sie hat an Gaung ois wia r a Antn und a Stimm ois wia r a Bär. Sie kann si überhaupt ned auziagn, und wos s‘redt, des is banal, aber die Numma mit dem Hummer, die is wirklich kolossal! Sie kann stundenlang so sitzn macht si klaa und foid ned auf, vasteht nix von unsre Witz und waaß aa nie a Antwuat drauf. Maunxmoi deit‘t aana auf sie, daunn wiard s‘ glei rod ois wia ned schen, „Die hat a Numma mit an Hummer, so was hast du no ned gsehng!“ Maunxmoi lad‘t s‘ hoit aana ein und maunxmoi nimmt s‘ hoit aana aus. Maunxmoi zoid ia wea a Bier, aber sie macht‘s ja fürn Applaus. Wann die Stimmung richtig haaß wird und die Hetz kaa Haltn kennt, haaßt‘s: „Mach dei Numma mit dem Hummer!“ und des is daunn iah Moment! Kaner waaß, von wo sie herkummt, wo sie hingeht bei da Nacht. Kaner waaß, ob sa si iagendwie no Hoffnung auf was macht. Sie hat nua den aanen Schmäh, der is iah gaunzes Kapital: Sie hat die Numma mit dem Hummer und die is PHÄNOMENAL!
7.
Winterreise 01:59
Und die Wintersunn is kalt und hell und der Himmel is zart wia Wasser und Milch, wia r a ganz dünne Haut, die platzt, wann ma's sticht. Und der Apfelbaam is schwarz und krumm und der Schnee wü net falln und der Schnee wü net falln. Auf der Wiesn des Gras is grau und miad. Und i wander und wander und waaß net wohin und wozua. Und wann i an früher denk, gibt ma mei Herz kaa Ruah. Und der See i gfruan und des Eis is ganz dünn. Und unter dem Eis is a andere Welt, die nix von uns waaß und nix von uns wü. Und die Raben schrein: "Fliag ma haam, fliag ma haam! Die Sunn steht scho tiaf, es is Zeit, es is Zeit!" Und am Himmel, da werdn's immer mehr, immer mehr ...
8.
Auf aan klaan Mäuerl vur aan Supermarkt steht a jungs Maadl in aan Dirndlklaad und singt si aans. Leit gehn vurbei, Autos foahrn, maunche schaun hin, oba die meistn net. Und sie steht auf dem Mäuerl mit Augn zua und schwingt ganz leicht iahre Zopferl hin und her und huacht auf des Liad des nur iahr gheat, des nur iahr gheat.
9.
Wann da Himme amoi ins Meer foit, dann ham die Vogal kaan Plotz mea zum Fliagn und miassn schwimman lernan von die Fisch. Wann da Himme amoi ins Meer foit und alle Sterndal Seesterndal wean und da Mond zum letztn Moi untergeht, dann draht da Heagott es Liacht o und sogt: I bin jetzt dahin, i bin jetzt dahin.
10.
Wia a so a klaaner Hund, der was a Steckerl in sein Mäu vurm Herrl hertragt, genau a so bist du. (Nur net so herzig!)
11.
Wann in die Ritzn vom grauen Asphalt da schwarze Teer in der Hitz ganz waach wurdn is und ganz warm, dass ma die nackerten Zechn hat einegrabm kennan, dann war Summer in Ottakring im Gemeindebau.
12.
Wo der Wald aufhört is amal a Jaga gangen und er hat beim Bach a Madele aufgspürt. Und er hat si dacht: „Des Madal muass i fangan, dass sie halt die Meine wird!“ Wia r a zubigeht, is sie schleunigst weggagsprungen. Wia r a nacherennt, is sie übern Bach. Hat von weitem noch gspott und glacht und gsungan. Und der Jaga immer hintennach. „Naa, du kriagst mi net, du verfluachter dummer Jaga! Naa du kriegst mir net, Lass die Rennerei! Naa, du kriagst mir net, und die ganzes Wüdtuan, des wird no dei Unglück sein!“ „Wart, i kriag di schon, du verfluachtes wüdes Maderl! wart, i kriag du schon, heut no ghörst du mein! Und dei Trotzigkeit, die wirst du mir büaßn! Sei nur g'scheit und schick di drein!“ Über d' Felsenwand is des Maderl abegsprungan. Und der Jager, der kunnt's nimmer dastehn. Als a Tauben hat sie in die Luft si gschwungan, hat den Jager druntn liegen gsehn.
13.
Über die Erdn muaßt barfuaß gehn. Ziag d'Schuach aus, die machen di blind! Dann kannst den Weg mit die Zechn sehn, des Wasser, den Wind... Sollst mit die Sohln auf d'Staner steign, mit der nackerten Haut. Wird dir die Erdn aa bald zeign, daß s'dir vertraut. Gspür des nasse Gras auf die Füaß, gspür, wia trocken is der Staub. Gspür, wia dich streichelt des Moos so süaß, gspür, wia's knistert im Laub. In'n Bach muaßt einesteign, durchs Wasser muaßt aufegehn, untern Wasserfall muaßt di stelln, mit'm Gsicht in die Höh, mit der Wangen auf d'Erd in die Sunn di legn. Lieg ganz still, riach die Erdn und gspür, wia aufsteigt aus ihr a riesige Ruah. Und dann is die Erdn ganz nah bei dir, und du waßt, du ghörst zu allem dazua.
14.
Holioeh drüa hoh holjoui, holjoui, holjehoh, holjoeh drüa hoh, holjoui di hoh, holjoui di hoe hoh, tridijoh, tridijoh, holjoui di hoe hoh, hoe hoh. Und wann i obaschau auf mei schens Land, wo i geborn bin, wo mei Heaz schlogt, jo, wann i obaschau auf mei schens Land, von dem s‘ mein Vatern habm vajogt, da siahg i Berg und Tal, Küah und die Kalbm, da hör i d‘ Sennerin jodeln auf der Alm. Sauber san die Dearndln und fesch is jeder Bua, aber da gibt‘s halt welche, die ghearn net dazua. Drihulieh dulioh, drihulieh dulioh, drihulieh dulioh, drihulioh. Die kehrn die Stubn und die Kuchln aus, aber die san da net z‘Haus! Die baun a Straßen, die baun a Haus, aber die san da net z'Haus! Die tragn den Alten die Windeln raus aber die san da net z'Haus! Die gebn da an da Supermarktkassa raus, aber die san da net z'Haus! Die tragn vom Billa die Werbung aus, aber die san da net z'Haus! Die bratn beim Macki die Burger raus, aber die san da net z‘Haus! Die schenken im Festzelt die Kriagln aus, aber die san da net z'Haus! Die kriagn fias Trommln und Tanzn Applaus, aber die san da net z'Haus! Die schneiden dir schon aa amoi den Blinddoarm raus, aber die san da net z'Haus! Die san vajogt wurn von ihrn zu Haus, und die san erst recht da net z‘Haus! Drihulieh dulioh, drihulieh dulioh, drihulieh dulioh, drihulioh. Holioeh drüa hoh holjoui, holjoui, holjehoh, holjoeh drüa hoh, holjoui di hoh, holjoui di hoe hoh, tridijoh, tridijoh, holjoui di hoe hoh, hoe hoh.
15.
Pfiat eich Gott, es schönen Gletscher, pfiat di Gott, du schöner Wald! Pfiat eich Gott, es Fisch im Wasser, eicher See is nimmer kalt! Pfiat di Gott, du sanfter Frühling, hast ma lang, ja lang schon g'fehlt, wäu es kummt a harter Summer, a harter Summer über d' Welt! Pfiat di Gott, du Stadt Venedig, schaust so stolz und prächtig her. Pfiat eich Gott, New York und Shanghai, auf eich lauert schon des Meer. Pfiat di Gott, du Dorf in Bangla, überschwemmt is bald des Feld, wäu es kummt a harter Summer, a harter Summer über d'Welt. Pfiat eich Gott, Kuckuck und Enzian, pfiat eich, Storch und Edelweiß! Pfiat eich, Pinguin und Robben, langsam schmilzt dahin des Eis. Pfiat eich all die tausend Wesen, von denen no kaa Buach erzählt, wäu es kummt a harter Summer, a harter Summer über d'Welt. Unser Haus fangt an zum brennen! "Mia miassn löschen!", ruaft a Kind. Aber die vom Feuer reich wer'n, stell'n si taub und stell'n si blind. Aber die vom Feuer reich wer'n, zündeln weiter nur für's Geld. Und es kummt a harter Summer, a harter Summer über d'Welt!
16.
Und wann i kaa Liad mea waaß, was wer i singan? En Nebel am Bach und en Schatten vom Holzapfelbaam wer i singan. Und wann i kaan Fuaß mea hab, was wer i tanzen? En hatscherten Hupfauf, en buglatn Pallawatsch wer i tanzen. Und wann i kaan Schatz mea hab, wer wird mi liabn? A gscheckata Staan und a Bleamal im Ritz vom Asphalt wern mi liabn.

about

Gesungene Gedichte. In der Lyrik geht es um den Sprachklang. Hier wird der Sprachklang noch erweitert, aus der Rezitation wird Gesang. Kein aufwendiger, nur ein schlichter, volksliedhafter. So wie meine Mutter früher beim Bügeln gesungen hat. Da hätte sie ja gar keine Hand frei gehabt für ein Instrument, selbst wenn sie eines hätte spielen können.

credits

released January 30, 2016

license

tags

about

Martin Auer Vienna, Austria

Martin Auer ist Schriftsteller, Liedermacher, Netzkünstler und sonst noch allerlei. Er lebt in Wien.

contact / help

Contact Martin Auer

Streaming and
Download help

Report this album or account

Martin Auer recommends:

If you like Martin Auer, you may also like: